Was haben Zeremonien mit Heilung und Trauma zu tun? – #kompostieren

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Das Leben verläuft zyklisch – alles was jetzt lebt stirbt oder wird sterben.
Und im Sterben wird es Platz machen und kompostieren, die Erde anreichern mit Nährstoffen, sodass wieder neues, frisches Leben entstehen und geboren werden kann – um wieder zu wachsen, sich zu entfalten, zu zerfallen und zu sterben.

Alles was lebt, besitzt einen Stoffwechsel und wechselt=transformiert unaufhörlich Stoffe=Zustände von einer Form in eine andere. Bis es stirbt und alle Stoffe freigibt – sich hingibt, selbst Nahrung wird und mit der Erde verschmilzt.
Nichts geht verloren, nichts wird verschwendet, alles wandelt sich.

Auch unser Leben ist erzählt zyklische Geschichten, uralte und unendliche Geschichten von Freude und Schmerz, von Glück und Trauervon Angst und Wut und Genuss und Liebe – menschliche Geschichten!

Schritte in die Akzeptanz, Integration und Heilung dessen, was wir erlebt haben/erleben – und damit auch wer wir sind – können wir auf unterschiedlichen Wegen gehen.

Initial ist für Heilungwege eine individuelle Begleitung oft unterstützend – es ist wichtig, sich manchen Herausforderungen nicht allein zu stellen, dafür sind wir nicht gemacht.
Mit einem wissenden Guide an der Seite können wir die eigenen Tiefen erforschen, das eigene Wesen ganz wahrnehmen und wertschätzen lernen.

Heilung geschieht jedoch auch auf einer anderen Ebene – einer Ebene, die wir als Menschen evolutionär entwickelt haben, um Lebensübergänge/Wechsel und Traumata zu bewältigen –
die Ebene von gemeinschaftlich begangenen Ritualen und Zeremonien.

Alle alten Kulturen und indigenen Völker haben Rituale und Zeremonien entwickelt, um als Gemeinschaft zyklisch das bewusst zu machen und zu integrieren, was sich in persönlichen oder die Gruppe betreffenden Entwicklungen verändert hat.
Zum einen Rituale, die die Natur, die Pflanzen- und Tierwelt in den Mittelpunkt stellen, zum anderen solche, die mythische Geschichten von Held:innen, Gött:innen und mystischen Wesen, mit denen Menschen die Intensität und das Veränderungspotenzial von Schicksalserfahrungen miterleben können.

Auch wenn wir in postmoderner Welt nicht mehr allzu viele solcher Zusammenkünfte haben – oder unser lineares Denken sie in ihrer vielschichtigen, kurvenreichen Tiefe limitiert:

In Ritualen und Zeremonien können wir uns im Rad des Lebens verorten, uns mit Kräften verbinden, die weit über unser kleines Menschenleben hinausgehen.
Sie ermöglichen uns einen Zugang zu Liebe, Dankbarkeit, Demut, Schönheit, ja sogar unbändiger Ekstase – selbst dann, wenn wir in großem Schmerz oder tiefer Trauer sind.

In gemeinschaftlich begangenen Ritualen finden wir immer wieder den Zugang zu den Kernelementen des Lebens, zu unserer eigenen Essenz – ganz ohne unsere persönliche Geschichte aufwühlen und erst ‚heilen‘ zu müssen.
Transformation geschieht hier eher nebenbei, im individuellen Erleben eines gemeinschaftlichen Kontextes, der universelle Lebenskräfte und unsere Natur anspricht.

Schicht für Schicht, Zyklus für Zyklus, können wir hier das anerkennen, integrieren, loslassen und kompostieren, was war –
um Leere und Offenheit zu schaffen für das, was kommt –
und immer wieder neu ins eigene Leben geboren zu werden.

Dies ist der Grund warum ich neben der Einzelbegleitung immer wieder Zeremonien und Rituale sowohl zu den Jahreskreisfesten als auch zu bestimmten Themen ins Leben rufe.
Diese Formate bieten in meinem Erleben – gewachsen aus eigener Heilungsgeschichte – zwei Qualitäten, denen wir in unserer Welt dringend bedürfen:

1. Alles Spüren zwischen Geburt und Tod als wertvoll zu erklären!
2. Raus aus dem hyper-individualisierten inneren Drama, in dem wir uns ständig um Stories anstatt um lebendige Essenz drehen – rein in verkörpertes Erleben von Zugehörigkeit, Urvertrauen, Verbundenheit, Sinnhaftigkeit!