verletzlichkeit – #collectivetrauma
Ich arbeite selbstständig, bin die Hauptverdienerin einer 4-köpfigen Familie, und die letzten Tage war ich krank. Nicht schlimm, nur einfach echt krank.
Immer wieder ist es eine große Herausforderung –
Mich nach ein paar Tagen kompletter Ruhe weiterhin ganz in Vertrauen an die Schwäche meiner Körperin hinzugeben. Nicht, weil ich ihr nicht trauen würde, ich weiß so gut um ihre Weisheit, ihre Bedürfnisse, ihre Kraft, ich verstehe ihre Sprache.
Doch mit der Schwäche kommen gerne die alten und allseits bekannten Dämonen hoch, die mir erzählen, dass ich jetzt das Problem sei, mich mit meinem Leben und meinen Träumen wohl echt übernommen hätte. Dass mein Fülleempfinden jetzt an der Realität zerschellt, wo ich gerade wenig Kraft und kein Einkommen habe.
Und dass mein riesiges Herzprojektbaby, das ganz bald geborgen werden möchte, das in mir turnt und kribbelt und eine dicke Investition erfordert, doch wirklich ne Nummer zu groß für mich ist und eh nicht lebensfähig!
‚Vertrauen, what, was soll das sein? Hier sprechen die grauen Herren, die alles schon für Dich kalkuliert haben!‘
So bin ich gestern aufgewacht und da ich die Dämonen kenne, die mir schon als Kind meinen Wert abgesprochen und meine Energie eingefroren haben, kann ich weich mit mir sein. Ich kann mich streicheln, und ihnen zuflüstern, dass sie jetzt da sein dürfen, sie, die Ängste. Sie dürfen mich durchfließen und durchschauern.
Hallo, Angst zu versagen, der Verantwortung nicht gerecht zu werden, nicht genug Unterstützung zu bekommen.
Hallo, Angst meine Geschenke nicht in die Welt bringen zu können, mit ihnen abgelehnt zu werden.
Schluchz, Schauer, Schüttel….
Traumaschichten, Konditionierungen, ja, da sind sie, wir alle kennen sie. Angst vor Liebesentzug und Ausschluss, Angst plötzlich doch die Existenzberechtigung zu verlieren.
So alt in mir, in unserer Kultur.
Und doch ist das Wissen um freie Energie, Zugehörigkeit und Lebendigkeit noch unendlich viel älter.
Schnell und warm eingepackt habe ich es in den Wald geschafft!
Hier bin ich sicher und die grauen Herren schon etwas verwirrt.
Und so atme ich in die Ängste, die Enge, die Unsicherheiten hinein. Ich bewege sie, grunze sie, gebe ihnen Raum zum Tanzen.
Ein heiliger Akt ohne Zeit und Struktur und Bewertung.
Bis sich alles löst, verschwimmt wie Nebel, und den Himmel und mein Herz wieder freigibt.
Den zauberhaften blauen Himmel, unter dem ich dann demütig sitze, vibrierend und still zugleich, eine weitere Schicht geschmolzen, sonnendurchflutet.
Ich bin nicht allein. Weich und verletzlich darf ich sein auf dem Heilungsweg durch den Wald, wir sind da alle unterwegs, auf der Reise im wilden weisen Fluss des Lebens.